In diesem Jahr suchten wir, die Pfadfinder der Heliand-Pfadfinderschaft, ein besonderes Ziel für unsere sommerliche Wandertour aus. Dass auf den Spuren der Butter aus dem Kerry County für die acht Teilnehmer ein trotz aller Strapazen unvergessliches Abenteuer wird, konnten wir vorher nur erahnen.
Abenteuer ist dabei wohl schon zu Anfang ein gutes Stichwort. Denn das begann schon, obwohl wir noch gar nicht in Irland waren. Irland hat die herausragende Eigenschaft, eine Insel zu sein, was zum Teil sehr viele Küstenabschnitte verspricht, andererseits auch die Erreichbarkeit sehr einschränkt. Da wir uns den berühmten Dingle Way auf der namensgleichen Halbinsel zum Ziel machten und zufälligerweise ein bekannter Billigflieger einen Flughafen in der unmittelbaren Nähe anflog, dachten wir uns, dass dies doch eine sehr gute Idee sei. Doch nach der Buchung folgte schnell die Ernüchterung. Da man für zwei Wochen Wandern vielleicht doch auch Gepäck mitnehmen sollte, nimmt die Fluggesellschaft das zum Anlass, pro Person einen kleinen Zusatz von 80 Euro pro Person zu verlangen. Auch das Einchecken kann man einfach gestalten, muss man aber nicht, dachte sich der Fluganbieter machen kann, sorgt für verschiedene Szenarien. Erstens: Man fliegt erst gar nicht wieder nach Hause. Leider keine Option für uns. Zweitens: Man nimmt einfach einen Drucker mit in den Urlaub. Auch das ist ohne Strom vielleicht nicht die eleganteste Lösung. Wir entschieden uns also für die dritte Option, pro Person nochmals acht Euro für das frühere Check-in zu bezahlen.
Und dann konnte es endlich losgehen. Der Flug ging um 13:30 Uhr, klingt danach als könnte man ausschlafen. Aber da wir nicht von Frankfurt, sondern Frankfurt Hahn flogen, mussten wir bereits um halb fünf aufstehen. Hier sollte vielleicht mal über eine Namensänderung überlegt werden, denn die Bezeichnung „Frankfurt Hahn“ weckt bei Vielen den Eindruck eines Großstadt- und nicht Provinzflughafens.
In Tralee angekommen beeindruckte uns die unvergleichlich andersartige Landschaft. Saftige, grüne Wiesen, Felsen an den Hügeln, alte Ruinen der ehemaligen Festungen und Burgen, all das brachte uns zum Staunen. Und da unser Rundweg über eine Halbinsel entlangführte, hatten wir auch die meiste Zeit das Meer im Blick. Dazu die zum Wandern überwiegend idealen Temperaturen von durchschnittlich 24 Grad und das überraschend gute Wetter ließen uns die vielen Kilometer locker bestreiten. Doch Irland wäre nicht Irland, wenn es nicht zeigen würde, wie schlecht das Wetter sein kann. Wir planten einen Ruhetag ein, der zu Ende der ersten Wanderwoche am Strand stattfinden sollte. So ruhig war der Tag dann aber nicht. Bereits in der Nacht stürmte und regnete es, unser Zelt verlor erst sein Dach, dann brach sogar noch eine der Querstreben. Notdürftig repariert konnte man zwar weiter in dem Zelt schlafen, doch das Wetter ließ nicht locker.
Es nötigte uns dazu, bei Einwohnern, vor allem Bauern, nach einem Unterschlupf zu fragen. Da jedoch die Tiere in Irland aufgrund der im Winter vorherrschenden milden Temperaturen ganzjährlich draußen sind, sind auch Ställe eher rar gesät. Aus Verzweiflung machten wir vor einem sehr nobel aussehenden Landhaus Halt und zur Verwunderung aller bot der Besitzer uns einen riesigen Schuppen als Unterschlupf an. Doch nicht nur das, er schloss uns die Hintertür mit Zugang zu seinem Badezimmer auf und nahm uns sogar zu einem Einkauf in die Stadt mit. Während der Fahrt kam man ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er Musiker war, der häufig in lokal gelegenen Pubs auftritt. Den angesetzten Ruhe-und Badetag holten wir dann nach, und ja der Atlantik ist wirklich nicht für seine Wärme bekannt. Und trotzdem genoss man jede Minute im kühlen Nass.
Allgemein lässt sich sagen, dass Irland eine sehr hohe Gastfreundschaft an den Tag legt. Diese Gastfreundschaft war aber auch bitter notwendig, denn anders als in Deutschland besitzt die Dingle Halbinsel trotz riesiger Wiesen kaum öffentlich begehbares Land, überall waren rechts und links des Wanderwegs Zäune aufgestellt, die Bereiche wurden als Weiden für die Tiere benutzt. Deshalb mussten wir tagtäglich bei den Bewohnern nach einem Schlafplatz auf einer ihrer Wiesen fragen. Das war einerseits natürlich mühsam, andererseits lernte man viele Menschen kennen. Man kam mit Leuten sehr schnell ins Gespräch, man entgegnete großem Interesse und einer hierzulande nicht gekannten Offenherzigkeit. Von netten Gesprächen über unsere Wanderung und politischen Debatten bis hin zu tiefsinnigen Anekdoten über das Leben und unsere Zukunft wurde uns auf unserem Weg alles geboten. Als wir am Ende unserer Reise wieder in Tralee ankamen, belohnten wir uns mit einem leckeren Abendessen in einem gemütlichen irischen Pub.
Zwar rasten die zwei Wochen vor sich hin, die gesammelten Eindrücke und das Abenteuer auf der Reise wird jedoch nicht so schnell vergessen werden.