Das Pfadfindersein lebt von gemeinsamen Aktivitäten und Abenteuern, von Teamgeist und Gemeinschaft und vom zusammen Unterwegssein in der Gruppe. Entsprechend betroffen war unsere Pfadfinderarbeit daher von den Corona-Maßnahmen. Wöchentliche Gruppenstunden, Zeltlager und Wanderfahrten in der Gruppe waren bedingt durch die Abstands- und Hygienemaßnahmen plötzlich nicht mehr möglich. Uns war jedoch sofort klar, dass unsere Arbeit und der Kontakt zu den Gruppenkindern nicht auf unbestimmte Zeit ruhen kann. Alternative Konzepte mussten her! Nun ist es jedoch das besondere an Pfadfinderarbeit, dass diese fast komplett ohne Technik und Medien auskommt, ja sogar bewusst auf Handys und Computer verzichtet. Die Herausforderung war somit, für unsere Gruppenkinder Pfadfinderfeeling und Gemeinschaft nachhause zu bringen, indem wir auf für uns ganz ungewohnte Weise Inhalte und Methoden des Pfadfinderseins mit modernen Kommunikationsmitteln verknüpfen. Nach einigen aufwendigen Vorbereitungen und Überlegungen stand schließlich unser „Corona-Gruppenstundenprogram“, welches zwar kontaktlos, aber nicht allein von zuhause aus stattfindet. Die Pfadfindergruppen treffen sich nämlich einmal die Woche zur virtuellen Gruppenstunden, um gemeinsam im Videochat das vorbereitete und selbst entwickelte Spiel „Die Jagd nach dem Himmelsstab“ zu spielen. Jeder Gruppenjunge hat dafür ein Materialpaket zugesandt bekommen, welches die nötigen Spiel- und Bastelmaterial enthält. In der Geschichte des Spiels sind die Jungs und ihre Gruppenleiter gemeinsam unterwegs auf der Suche nach den Schätzen der alten Maya, tief im südamerikanischen Dschungel. Im Stil eines „Escape-Room“-Spiels muss sich dabei jede Gruppenstunde durch den nächsten Raum alter Tempelruinen bewegen. Dabei werden verschiedene Hindernisse überwunden und Rätsel gelöst, wofür sowohl Köpfchen als uns diverse Pfadfindertechniken gebraucht werden. So müssen zum Beispiel einmal der Weg durch den Dschungel mit Hilfe eines selbstgebauten Kompasses gefunden, das Tor des Tempels durch ein mysteriöses Rätsel geöffnet, oder sogar ein eigenes Flugzeug gebaut werden. Spielerisch erlernen die Kinder so neue Pfadfindertechniken und über Videochat wird gemeinsam gerätselt, sich ausgetauscht und das weitere Vorgehen geplant. Zu Beginn jeder Gruppenstunden wird die Geschichte, die das Abenteuer und die Suche nach den sagen umworbenen Himmelstab begleitet, vorgelesen und der Material- und Hinweisumschlag für die heutigen Aufgaben geöffnet. Ein Spielplan und eine eigene Spielfigur, die jeder zu Hause vor sich hat, helfen die Übersicht zu behalten. Neben Rätseln, Spielen und Bastelaktionen sind immer wieder auch kleine inhaltliche Impulse eingebaut, sodass die Gruppen sich austauschen und über vorbereitete Themen diskutieren können. Neben der spannenden Entdeckergeschichte wird dabei bspw. auch ein Blick auf historische Entdeckungsreisen geworfen, die vielerorts im Unrecht des Kolonialismus mündeten und einer kritischen Auseinandersetzung bedürfen.
Das Programm läuft nun seit einigen Wochen und die verschiedenen Gruppen unseres Pfadfinderstammes sind mit großer Begeisterung dabei. Auch wenn Jugendarbeit Stand heute theoretisch wieder möglich ist, wird die praktische Pfadfinderarbeit hinsichtlich erforderlicher Hygienekonzepte jedoch vor gewisse Herausforderungen gestellt. Daher wird das Programm noch bis zu den Sommerferien weitergehen. Nach den Ferien hoffen wir dann, unsere Gruppenstunden mit sinnvollen Regelungen und Maßnahmen wieder persönlich stattfinden lassen zu können. Denn das wahres Pfadfindersein lässt sich eben doch nur beim unmittelbaren gemeinsamen Unterwegssein in der Natur erleben.