Was macht Corona mit uns? Diese Frage hat man sich wohl des Öfteren in diesem Jahr gehört. Aber wir als Pfadfinder haben uns im Hinblick auf unsere Arbeit sehr viel häufiger die Frage gestellt, was wir aus der Corona-Situation machen. Und herausgekommen sind zahlreiche Treffen, Online-Gruppenstunden, ein sich über mehrere Wochen erstreckendes Escape-Spiel und auch eine Waldweihnacht durfte nicht fehlen. Das alles hat jedoch mehr Ressourcen verbraucht als ein Pfadfinderjahr ohne die Corona-Umstellungen. Deshalb war die diesjährige Stammes- waldweihnacht für Pfadfinder und Gruppenleiter wichtiger denn je. Hier konnten wir uns in gemütlicher Runde austauschen, zusammen spielen, kochen und die Zeit in der Gemeinschaft genießen. Bei der Planung haben wir versucht, möglichst alle liebgewonnenen Programmpunkte der Waldweihnacht beizubehalten und onlinetauglich zu gestalten.
Nun, da wir uns jedoch nicht an einem Ort befanden, konnten uns in diesem Jahr keine freiwilligen Köche aus unseren Reihen mit Köstlichkeiten versorgen. Und das bedeutete, dass jeder selbst ran an den Herd musste. Am Samstagabend haben wir uns dann alle zuhause an selbstgemachten Pide, eine Art türkischer Pizza, versucht. Und das hat bei jedem von uns nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Vorbereitung des Teiges hervorragend funktioniert. Das Rezept und die Einkaufsliste hatte zuvor jeder der Teilnehmer bekommen, um für den Samstag gerüstet zu sein. Und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen.
Aber nicht nur kulinarisch ging es auf der Waldweihnacht heiß her. Gemeinsam schauten wir freitagabends den südkoreanischen Film „Parasite“, der 2020 den Oscar gewonnen hatte. Dies diente uns dann als Einstieg in unsere thematische Auseinandersetzung mit dem Thema Ungleichheit. Nicht erst durch Corona wird unsere Arbeit von diesem Thema jederzeit berührt. Wir hatten uns selbstkritisch gefragt, inwiefern wir mögliche Hürden bei uns abbauen und eine noch zugänglichere Gruppenarbeit gewährleisten können. Dabei sind zahlreiche Ideen und Überlegungen herausgekommen, bei denen es anzusetzen gilt.
Die Stammeswaldweihnacht steht aber nicht nur für Zeichen der Gemeinschaft, sondern sie gibt auch Raum für uns selbst. Dazu machten wir alle zur gleichen Zeit einen Spaziergang, um einmal aus dem Zimmer zu kommen, die frische Lauft zu genießen und unsere Gedanken zu sammeln. Wer mochte, bekam auch was auf die Ohren. Mit Musik und kleinen Geschichten untermalten wir den Spaziergang. Es stand aber auch jedem frei, in der Stille zu weilen.
Und auch eine wichtige Tradition durfte nicht fehlen: der selbstgeschriebene Brief. In jedem Jahr verfasst jeder einen Brief an sich selbst, der für ein Jahr verwahrt wird. Zur nächsten Stammeswaldweihnacht nehmen wir uns Zeit, diesen zu lesen und einen neuen zu verfassen. Wir schreiben also unserem Zukunfts-Ich, was uns beschäftigt, wo wir stehen, was uns bedrückt und vielleicht auch Vorsätze, die wir uns geben. Und diese sind hoffentlich, trotz dieses turbulenten Jahres 2020, für alle für das kommende optimistisch.