Pfadfindersein bedeutet für mich, Geschichten zu erleben. Aber nicht nur klassischerweise, wenn wir draußen in der Natur unterwegs sind und einen Schlafplatz direkt an einem wunderschönen See gefunden haben. Natürlich sind diese Erlebnisse einmalig und brennen sich einem ins Gedächtnis, ich will sie nie missen. Aber Pfadfindersein bedeutet auch Geschichten mit anderen Menschen zu erleben. Und eine davon hat mich sehr geprägt.
Im Sommer sind wir traditionell auf Großfahrt, was für uns bedeutet, bis zu zwei Wochen meist im Ausland unterwegs zu sein, zu wandern und zu entdecken. Immer wieder stoßen wir dabei auch auf andere Menschen, etwa wenn wir in einer Ortschaft ankommen oder vielleicht doch einmal auf Hilfe und Auskunft angewiesen sind. Ein gutes Beispiel ist dabei unsere Großfahrt 2016, die uns nach Irland führte. Anders als bisher von anderen Reisezielen gewohnt, konnte man in Irland schwierig zelten, da die meisten Freiflächen Grundstücke waren, die meist als Weidegründe für die hiesigen Tiere dienten. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als in den frühen Abendstunden bei nahen Anwohnenden zu fragen, ob wir auf ihrem Grund ein Zelt aufstellen konnten. Hierbei trafen wir oft auf sehr nette und aufgeschlossene Menschen, mit denen wir sehr schnell ins Gespräch kamen. Aber nicht nur das, wir erlebten auch eine große Gastfreundschaft, die mich wirklich überraschte. An manchen Orten bekamen wir Tee oder Milch, andere gaben uns eine Führung ihrer Ställe oder einen Unterstand bei Regen.
Ein Erlebnis war jedoch besonders prägend. An einem Tag, die Fahrt war schon fortgeschritten, wollten wir einen Ruhetag ansetzen. Doch das Wetter wurde schlecht und so zogen wir erst einmal weiter. Doch ein paar Leuten in unserer Gruppe ging es schlecht und die nächste Etappe sollte ein Berg sein, der in Regenwolken eingehüllt war, die auf uns niederregten. Nun suchten wir nach Unterschlupf, doch oftmals fanden wir keine Menschen, die wir danach fragen konnten. Fast schon aufgebend sahen wir noch ein einsames, aber sehr gepflegtes Haus auf einer Wiese, bei dem wir unser Glück, schon wenig Chancen ausmalend, versuchten. Und waren erfolgreich. Der Mann, der uns öffnete, stellte sich als Musiker heraus, der in hiesigen Pubs auftrat. Er brachte uns in dem angrenzenden Lagerhaus unter, in dem wir trocken unsere Isomatten und Schlafsäcke ausbreiten und die Wäsche aufhängen konnten. Doch nicht nur das: Er bot uns an, sein Bad zu benutzen und auch, dass wir Wäsche bei ihm waschen konnten. Als er hörte, dass einer von krank war, fuhr er mit mir zu einer Apotheke in einem näher gelegenen Ort, um Medizin zu kaufen und uns die Möglichkeit zu geben, noch einmal ein paar Vorräte in einem Supermarkt einzukaufen. Wir blieben über Nacht, er jedoch musste an diesem Abend arbeiten. Er ließ jedoch wissentlich sein Haus unabgeschlossen, damit wir weiterhin sei Bad benutzen konnten. Dieses Vertrauen, das Vertrauen und diese Hilfsbereitschaft, die er uns entgegenbrachte, erlebte ich so zu ersten Mal von jemanden, den ich erst seit ein paar Stunden kannte. Es ist eine Geschichte, die ich nie vergessen werde.